Ritterturnier

Ritterturniere im Mittelalter

von Björn Böhling

3.2.3. Verfall und Ende des Turnierwesens im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit

Während es in hochmittelalterlichen Turnieren vor allem um den Erwerb von Ehre ging, waren es im Spätmittelalter die wertvollen Preise, die Kämpfer anlocken. Die Funktion des militärischen Trainings und Einübung militärischer Tugenden ging in dem Maß zurück, wie die Ritterheere durch Söldnerheere ersetzt wurden. Das Turnier gehörte so eng zur Lebensform des Ritterstandes, dass die Auflösung der Lehnsherrschaft und die Ablösung des ehemals kulturell und politisch führenden Ritterstandes durch das stärker werdende Bürgertum schon bald zum Ende des europäischen Turnierwesens führte. Das letzte Turnier wurde wahrscheinlich 1512 abgehalten.

Durch die überlegenen Kampfweisen der Söldnerheere, waren die Ritterheere für den Sieg nicht nur überflüssig geworden, sondern konnten auch durch neue Waffen und Taktiken allzu leicht bezwungen werden. Sprach man noch von Rittern, dann waren das Raubritter, die plündernd durch die Gegenden zogen, oder Glücksritter, die aus dem „Sport“ ein Gewerbe machten, um bei den letzten Schauturnieren hohe Geldpreise zu gewinnen.

Nach der Blütezeit, die bis ins 14.Jahrhundert reichte, wurden Turniere noch weitere zweihundert Jahre als beliebter Sport und Zeitvertreib betrieben, bis sie zum Ende des Mittelalters völlig unzeitgemäß wurden. Niedermann kommt zu einem vernichtenden Fazit, wenn er feststellt: „Die großartige und würdige Festlichkeit des hohen Mittelalters entartete vielfach zum Fastnachtsscherz.“[50]

[50] Niedermann 1980, S. 80.

Besuchen die Ritterspiele in Sümeg, unweit des Plattensee in Ungarn. Mittelalter Wissen
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