Ritterturnier

Ritterturniere im Mittelalter

von Björn Böhling

6.2. Anhang Regelwerk von Lord Tiptoft aus dem Jahre 1466

„Tiptofts Regelwerk kennt eine Wertung nach positiven Lanzen: eine Lanze erhält, wer seine Lanze zwischen Sattel und Helmbolzen bricht, zwei Lanzen, wer sie oberhalb des gegnerischen Helmbolzens bricht, und drei Lanzen, wer seinen Gegner mit der Lanze aus dem Sattel stößt oder ihn so entwaffnet, daß er den Kampf beenden muß, bzw. die Krone der gegnerischen Lanze trifft. Es gibt auch Abzüge von Lanzen: eine Lanze wird dem abgezogen, der seine Lanze am gegnerischen Sattel bricht, zwei Lanzen dem, der die Mittelplanke einmal trifft, drei Lanzen dem, der sie zweimal trifft. Wer seine Lanze einen Fuß unterhalb der Lanzenkrone bricht, erhält keine Lanze, sondern nur einen Treffer zugesprochen. Bei der Siegerermittlung scheidet aus, wer das Pferd des Gegners trifft, den Gegner in den Rücken trifft oder bei Lanzenverlust weiter anreitet, wer die Mittelplanke dreimal trifft und wer seinen Helm zweimal verliert. Sieger kann nur werden, wer seinen Gegner mit der Lanze zu Boden stößt, wer zweimal die Krone der gegnerischen Lanze trifft, wer seine Lanze dreimal am Helm des Gegners bricht und – wer die meisten Lanzen bricht. Selbst innerhalb dieser Gruppe gab es noch eine relative Wertung mit Rangfolge: wer seinen Gegner aus dem Sattel stößt, erhält den Sieg vor demjenigen, der zweimal die Lanzenkrone trifft; wer zweimal die Lanzenkrone trifft, erhält den Sieg vor demjenigen, der seine Lanze dreimal am Helm des Gegners bricht; wer dies erreicht, der erhält den Sieg vor demjenigen, der die meisten Lanzen bricht. Es existiert sogar noch eine Regelung für die Ermittlung des Gesamtsiegers: Gesamtsieger wird, wer seine Lanzen auf die oben angeführte Weise bricht, am längsten ohne Helmverlust im Kampf ausharrt, den spektakulärsten Antritt vollführt, die stärksten Lanzenstöße austeilt und sich am besten mit der Lanze behauptet.“[104]

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